Ohne Energieeffizienz gäbe es keine Energiewende. Die Kosten für den Umbau des Energiesystems insbesondere im Wärmebereich liefen sonst einfach aus dem Ruder. Daher hat Deutschland über die letzten Jahre systematisch viele Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz ergriffen. Allerdings reicht das momentane Tempo des Fortschritts bei Weitem nicht aus und viele der Maßnahmen im Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) bleiben hinter den Erwartungen zurück. Um die ehrgeizigen Einsparziele zu erreichen, braucht es neue, ambitionierte und innovative Politikansätze. Das vorliegende Grünbuch Energieeffizienz des Bundeswirtschaftsministeriums beschreibt die systematische Lücke zur Einbindung der kostengünstigen, nachfrageseitigen Optionen sehr gut.

Eine vielversprechende Option zur konsequenten Förderung von Energieeffizienz sind sogenannte marktbasierte Instrumente. Darunter fallen wettbewerbliche Ausschreibungen, Auktionsmechanismen, Weiße Zertifikate und Energieeffizienzverpflichtungen. Rund um den Globus gibt es ein zunehmendes Interesse an solchen innovativen Politikinstrumenten, um Energieeffizienz zu fördern. Die Anzahl der marktbasierten Instrumente hat sich im vorangegangen Jahrzehnt vervierfacht. Denn durch die Nutzung von Marktkräften wie Konkurrenz und Profitmaximierung können Energieeffizienzverbesserungen potentiell kostengünstiger erbracht werden.

Eine Studie des Regulatory Assistance Project und der Internationalen Energieagentur (IEA) für die G7 zeigt, dass weltweit im Jahr 2015 rund 23 Milliarden Euro mittels marktbasierter Instrumente in Energieeffizienz investiert wurden – das sind zwölf Prozent des globalen Investitionsvolumens für Energieeffizienz. Im Mittel erzielen diese Instrumente Einsparungen zu Kosten von 2,3 bis 3,4 Eurocent pro Kilowattstunde. Diese Kosten sind deutlich niedriger als die typischen Energiekosten, die in den meisten Sektoren und an den meisten Standorten anfallen. Mit den ambitioniertesten Instrumenten werden jährlich Einsparungen von mehr als drei Prozent des gesamten Stromverbrauchs erzielt, wodurch die Verbraucherrechnungen sinken und weniger Infrastrukturinvestitionen nötig sind.

Die Wahl der neuen Regierung bietet eine Chance, die Rolle der Energieeffizienz für die Energiewende neu zu denken. Marktbasierte Instrumente haben das Potential, Investitionen in Energieeffizienz in allen Sektoren deutlich zu erhöhen und die Lücke zu den politischen Zielen zu schließen.

Eine Version dieses Artikels erschien in Tagesspiegel BACKGROUND