Die Entgelte für die Stromnetze steigen 2017 durchschnittlich deutlich an, entwickeln sich aber sehr unterschiedlich—zum einen im regionalen Vergleich, zum anderen mit Blick auf ihre strukturelle Aufteilung in Arbeits- und Grundpreis. Das zeigt eine aktuelle Kurzstudie im Auftrag von Agora Energiewende, Entwicklung der Strom-Netzentgelte 2017: Die regionalen Unterschiede nehmen zu. Darin haben Autoren Andreas Jahn (Regulatory Assistance Project) und Dr. Patrick Graichen (Agora Energiewende) typische Netzregionen in Deutschland beispielhaft betrachtet und die angekündigten Veränderungen der Netzentgelte im kommenden Jahr analysiert.

Dabei zeigt sich, dass ländliche Regionen mit hohem Erneuerbare-Energien-Zubau, insbesondere im Bereich der Windenergie, deutlich steigende Netzentgelte verzeichnen müssen. Städte in Regionen der Übertragungsnetzbetreiber Amprion und Transnet BW halten dagegen ihre bereits jetzt schon niedrigen Netzentgelte weitgehend aufrecht. Dadurch entsteht ein immer größeres Gefälle zwischen den regionalen Netzentgelten. Das führt dazu, dass Stromverbraucher in den teure Regionen mehr als doppelt so hohe Netzkosten zahlen wie die Stromverbraucher in günstigen Regionen.

Deutlich wurde auch, dass viele Netzbetreiber tendenziell ihre Grundpreise stärker erhöhen als ihre Kilowattstunden-bezogenen Arbeitspreise. Dies wird in der Regel mit einer verursachergerechten Wälzung der netzbezogenen Fixkosten begründet, gerade auch mit Blick auf Solarstrom-Eigenerzeuger. Faktisch werden durch diese Entwicklung jedoch Geringverbraucher viel stärker belastet als etwa Großverbraucher wie Bäckereien.

Zudem erheben die untersuchten Netzbetreiber ausnahmslos keine Grundgebühr für besondere Stromverbraucher (Elektromobilität, Wärmepumpe). Dies ist aus Sicht der Autoren nicht konsistent, da hierdurch die gleichen, wenn nicht sogar höhere, fixe Netzkosten als in der Standardnutzung anfallen—etwa durch höhere Leistungsspitzen.

Aus energiewirtschaftlicher Sicht sind die wachsenden Unterschiede in Netzentgelthöhen und -strukturen nicht begründbar. Vielmehr muss es Aufgabe des Gesetzgebers sein, die energiewendebedingten Netzausbaukosten auf alle Stromverbraucher in Deutschland gleich zu verteilen, da sonst ein erhebliches Energiewende-Akzeptanz-Problem für die Bürger in den betroffenen Gebieten droht.

Ein erster Schritt hierzu sollte noch 2017 die gesetztliche Regelung eines bundesweiten Ausgleichs der Übertragungsnetzentgelte sein. Darüber hinaus sollte der Gesetzgeber einen Rahmen für die Verhältnismäßigkeit bei der Aufteilung der Netzkosten in Arbeits- und Grundpreise schaffen. Hierdurch würden bundesweit die gleichen Anreize zum Stromsparen für alle Kunden geschaffen. Dies gilt ausdrücklich auch für die Netzentgelte, die auf Verbrauchsgruppen wie Elektromobilität und Wärmepumpen entfallen.